30. Dezember 2024

Deutsche Rollstuhlmeisterschaften 2012

– 20. und 21. April 2012 –

Zwischen Miss Germany und den Paralympics 2012: High Five im Tischtennis

Die Würfel sind gefallen – nichts geht mehr: „Miss Germany“ – Sandra Mikolaschek (TTC Halle), Barbara Puhl (RSG Saar), Holger Nikelis (RSC Köln), Thorsten Grünkemeyer (BSG Bielefeld), Thomas Schmidberger (RSG Plattling), Dietmar Kober (RSV Bayreuth) und Vallentin Baus (BSG Duisburg) holen sich die begehrten Einzeltitel bei den 36. Deutschen Meisterschaften in Bielefeld ab.

Die 36. Auflage der Deutschen Meisterschaften wird in die Geschichtsbücher des DRS Fachbereiches Tischtennis eingehen. Drei von Sieben Titel eroberte die junge High Five Avantgarde im Tischtennis.

Gleich dreimal stand Sandra Mikolaschek – Baujahr `97, im Finale der Deutschen Meisterschaften. Die neue Miss Germany lies in den drei finalen Partien nichts anbrennen und räumte alle Gold-Medaillen ab. Im sportlichen Austausch harmonierte sie zusammen mit Selcuk Cetin (RSG Koblenz) im Mixed und anschließend im Damen-Doppel mit Barbara Puhl von der RSG Saar zum Auftakt am Freitag, zu Meisterehren. Somit ist die erst 14-Jährige Topscorerin der nationalen Titelkämpfe.

Nicht weniger beeindruckend ging der Ruhrbursche Vallentin Baus in Bielefeld ans Werk. In der Königsklasse – Wettkampfklasse 5, holte sich der Frischling im Schlussspurt mit 3:2 gegen Heiko Gosemann (RSC Berlin) die wichtigste aller Medaillen. Zuvor hatte Baus im Halbfinale das paralympische Blut, Selcuk Cetin mit 3:1 zur Ader gelassen. Auch in der Doppelkonkurrenz konnte Vallentin Baus an der Seite von Andre Weidemann (BSG Duisburg) überraschend die Bronzene einfahren. Mit dem Meisterduo RSC Frankfurt (Jörg Didion/Thomas Brüchle), der Kooperation aus Plattling und Bayreuth (Thomas Schmidberger/Sebastin Kotschenreuther) und Selcuk Cetin/Charly Weber (RSG Koblenz) waren schließlich besser gesetzte Teams im Pool der Deutschen und im Medaillen-Ranking gewettet worden.

Überzeugend präsentierte sich auch der Älteste unter den Youngstern- Thomas Schmidberger (RSG Plattling). Schmidberger durchpflügte die Wettkampfklasse 3 unbeeindruckt mit nur zwei Satzverlusten, bis zur Goldschürfung. Den Griff zur Goldmedaille untersagte der Zögling aus Plattling den beiden Herausfordern und Paralympics Teilnehmern, Thomas Brüchle (RSC Frankfurt) und Jan Gürtler vom RSC Berlin.

Mit Dietmar Kober (RSV Bayreuth) erntete nach einjähriger Unterbrechung ein arrivierter der Szene die Goldmedaille. Dietmar Kober beackerte als Gruppenzweiter die Endrunde mit zwei 3:2 Erfolgen über Wolf Meißner (RSC Frankfurt) und Christof Müller (RSG Koblenz) Feld und Flur, in der Wettkampfklasse 4.

Der Kölner Holger Nikelis verließ in der Wettkampfklasse 1 ohne Satzverlust die nationale Bühne. Nach der kurzfristigen Absage vom Vorjahresmeister Walter Kilger (RSG Plattling) wurde das Aushängeschild in seiner Klasse nicht unbedingt auf dem Weg zum achten Meistertitel gefordert. Mit Marcus Sieger (VFL Sindelfingen) steht ein neues Gesicht auf dem Siegertreppchen. Bernhard Kretz (RSC Main-Kinzig) komplettierte mit seiner Bronzeauszeichnung die Reihenfolge.

Den Traum vom ersten großen Einzelerfolg erfüllte sich Barbara Puhl (RSG Saar) in der Damenkonkurrenz  1-3. Der Weg zum nationalen Titel war kein Selbstläufer und drohte am Ende doch noch im Match gegen Bianca Neubig (RSV Bayreuth) zu scheitern. Der bayreuther Modeschopf brachte der Saarländerin im letzten angesetzten Match ein 3:0 Niederlage bei. Im direkten Duell gegen Sabine Gottschalk (RSV Bayreuth) behielt Puhl Stunden vorher das Heft mit 11:7, 11:9 und 11:9 in der Hand. Hauchdünn in Sätzen folgten Gottschalk und Neubig im Ranking.

Aus den Hallen der BSG Bielefeld, die einst als „Tetraschmiede“ die Deutschen Meisterschaften mit Masse und Klasse versorgten stammt der neue Deutsche Meister in der Leistungsklasse 2, Thorsten Grünkemeyer. Der etatmäßige Sparringspartner Helmut Sperling konstatierte nach seiner Partie gegen Grünkemeyer dann auch trefflich: „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich hier was gewinnen kann“! Tags zuvor räumten die beiden Bielefelder Stallgefährten allerdings in der Doppelkonkurrenz gemeinsam das goldene Edelmetall ab. Mit Jörg Blumenauer (RSC Bad Wildungen) holte sich der Nordhesse, im Bielefeldsandwich, die silbernen Insignien ab.

Bei den Deutschen Meisterschaften haben sich mit den Doppel- und Mixed Konkurrenzen zwei rasante Szene-Wettbewerbe entwickelt. Im Kreis der Aktiven entwickelt und wandeln  sich die beiden Ableger inzwischen zu einem echten Prestigeprodukt für die Vereine. So groß und angesagt, wie in Bielefeld, war der Run auf die Kronjuwelen lange nicht mehr. Bis auf Berlin und Duisburg II wollte kein Verein und Duo-Liaison auf Doppel- oder Mixed Glanz verzichten.

Zur Einstimmung auf die Deutschen Meisterschaften wurde der Zeitplan mit der Mixed-Konkurrenz und einführende Wort vom Schirm- und Hausherren, der Univiversität in Bielefeld, Rektor Prof. Dr. – Ing. Gerhard Sagerer eröffnet. Der ehemalige Handballer sparte nicht mit Worten und gab pünktlich um 10:00 Uhr den Zelluloidball frei.

Zum sportlichen Grundkapital im Mixed  gehören seit ein paar Jahren die beiden Duos aus Bayreuth Neubig/Burkhardt, Gottschalk/Kotschenreuther, sowie die Kombinationen Puhl/Nicolay und Schneider/Weidemann. Mit Bauer/Meißner, Mikolaschek/Cetin, Sikora-Weinmann/Korbanek und den Nachbarn aus Osnabrück Müller-Otte/Rubrecht stand zur Halbzeit das Viertelfinale fest. Vorne weg marschierte das frisch zusammen gesetzte Mixed Mikolaschek/Cetin, die bis zum Empfang der Krönung nur im Viertelfinale gegen das Bielefelder-Mixed – Sikora-Weinmann/Korbanek (3:2) zu kämpfen hatten. Puhl/Nicolay hatten in der Endspiel-Audienz zu wenige Möglichkeiten und mussten zum 3:0 gratulierten. Im reinen Achtaugenduell, der Frankenkonklave, etablierte sich Gottschalk/Kotschenreuther mit 3:1 vor Neubig/Burkhardt.

High-Noon Qualitäten bewies im Herren-Doppel (WK 3 -5) die „Zweite“ aus Koblenz (Christof Müller/Alex Nicolay). Mit dem finalen, verwandelten Matchball um 18:07 Uhr  erledigten die Underdogs mit 3:1 auch das letzte der gesetzten Top-Teams im hochkarätigen Feld, Werner Burkhardt und Dietmar Kober vom RSV Bayreuth,  überraschend aber verdient.

Zuvor hatten die beiden Bayreuther den amtierenden Mannschafts-Meister, RSC Frankfurt (Thomas Brüchle/Jörg Didion) in einer packenden Partie mit 3:0 in der Box stehen lassen. Auch das beste Rückrunden-Duo Koblenz I (Selcuk Cetin/Charly Weber) hatte eine Runde später mit 1:3 das schlechtere Ende für sich. Im kleinen Finale hatte Bundesligist BSG Duisburg I, mit Valentin Baus und Andre Weidemann ebenfalls die bessere Munition und besiegten die RSG Koblenz I klar mit 3:0.

Dem Tetra-Pack der BSG Bielefeld, Thorsten Grünkemeyer und Helmut Sperling reichten zwei klare 3:0 Siege zum Titel, in einem stark dezimierten Feld. der Doppelkonkurrenz -Tetras (WK 1 -2). Jens Hofmann und Marcus Sieger (TTC Halle/VFL Sindelfingen) sowie Bernd Christoph/Frank Richter (RSC Husum/HSV Hamburg) machten sich auf den Plätzen dahinter breit.

In einem übersichtlichen Damen-Doppel Feld standen sich zum Viertelfinale mit Cindy Eggert/Caroline Schmidt, Gudrun Högemann/Olga Schneider, Barbara Puhl/Sandra Mikolaschek und dem eingespielten bayreuther Damen, Sabine Gottschalk und Bianca Neubig, nominell vier gleichwertige Teams gegenüber. Ein Quäntchen mehr Qualität steckte am Ende im Mixed aus Saar und Halle (S.Mikolaschek/B.Puhl). Gudrun Högemann und Olga Schneider (VFL Sindelfingen/RSV Bayreuth) kamen im Match über das nördlichste Damen-Duo (Eggert/Schmidt) mit 3.0 zum Bronze-Niveau. Ein Treppchen höher hätte es fast noch für die weibliche Seite vom RSV Bayreuth gereicht. Mit 2:3 unterlag man knapp, den späteren Meisterinnen – Puhl/Mikolaschek.

Die beiden Missen Sandra Mikolaschek und Barbara Puhl konnten am Ende der 36. Deutschen Meisterschaften mit insgesamt 5 x Gold und 1 x Silber die gesamte Herrenriege zum versammelten Hofknicks vorladen.

Quelle: Winfried Prondzinski